Geriater Dr Springob

Wenn alte Menschen Dinge vergessen

Ist es nur Schusseligkeit oder schon eine Demenz?

Oma hat ihre Schlüssel im Haus vergessen, Opa findet nicht mehr die richtigen Worte, wenn er Geschichten erzählt. Viele kennen es von Angehörigen und irgendwie gehört es auch zum Altwerden dazu: Doch ab wann ist es mehr als nur die harmlose Altersvergesslichkeit? Dr. Ludger Springob, Chefarzt der Klinik für Geriatrie und Geriatrische Früh-Rehabilitation in der Paracelsus-Klinik Marl, arbeitet seit über 30 Jahren mit Demenzerkrankten und weiß genau, wie man erste Anzeichen einer Demenz erkennt und was Angehörige tun können.

Herr Dr. Springob, was ist Demenz?
„Demenz ist ein Oberbegriff für viele Formen von Veränderungen im Gehirn, die im Alltagsleben zu Funktionseinschränkungen und Veränderungen im Sozialleben führen. Das heißt, es sind vor allen Dingen Konzentrationsstörungen, zeitliche und örtliche Orientierungsstörungen oder Wortfindungsstörungen, aber auch psychische Veränderungen.“

Was ist Alzheimer?
„Alzheimer ist eine besondere Form der Demenz, und zwar die am häufigsten vorkommende Form. Ungefähr 80 % aller Demenzen sind eine sogenannte Alzheimer-Demenz. Die Krankheit wurde damals vom deutschen Psychiater Alois Alzheimer entdeckt, der nach dem Tod einer Patientin auffällige Veränderungen in deren Gehirn festgestellt hat, da die Krankheit mit einem Verlust von Gehirnzellen einhergeht.“

Wer ist betroffen?
„Je älter die Menschen werden, umso größer ist das Risiko für Demenzerkrankungen. Laut Bundesministerium für Gesundheit erkranken in der Altersgruppe der 65- bis 70-Jährigen weniger als drei Prozent an einer Alzheimer-Demenz. Im Alter von 85 Jahren ist ungefähr jeder Fünfte und ab 90 Jahren bereits jeder Dritte betroffen.“

Welche andere Formen der Demenz gibt es noch?
„Eine weitere Form der Demenz ist die gefäßbedingte sogenannte vaskuläre Demenz. Sie entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Seltener ist die toxisch-bedingte Demenz, die bei Menschen auftreten kann, die in ihrem Leben beispielsweise lange Zeit mit Chemikalien gearbeitet haben, aber auch bei Menschen, die Alkohol im Übermaß oder Drogen konsumiert haben. Und dann gibt es noch Mischformen, wie Alzheimer-Demenz plus vaskuläre Demenz, etc.“

Wie unterscheiden sich Alzheimer und vaskuläre Demenz voneinander?
„Erste Anzeichen für eine vaskuläre Demenz ist eine Vergesslichkeit, die sich über einen kurzen Zeitraum stark ausprägt. Wenn sich Blutgefäße zusetzen, ist die Wirkung schnell da, wie bei einem Herzinfarkt. Das Gedächtnis ist zunächst nur leicht beeinträchtigt, aber das Gangbild ist früh gestört. Zieht sich die geistige Veränderung über Monate, handelt es sich eher um eine Alzheimer-Demenz.“

Wie erkennt man eine Demenzerkrankung?
„Deutliche Warnsignale sind das Vergessen gerade erst geschehener Ereignisse, Probleme alltägliche Tätigkeiten auszuführen, Sprachstörungen, nachlassendes Interesse an Arbeit, Hobbys und Kontakten und Schwierigkeiten, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden. Vielen Betroffenen fehlt auch der Überblick über finanzielle Angelegenheiten und das Einschätzungsvermögen von Gefahren. Und was vor allem Angehörige emotional trifft: Stimmungsschwankungen, andauernde Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Argwohn und Aggressionen und das Abstreiten von Fehlern oder Verwechslungen.“

Warum wird die Erkrankung teils spät erkannt?

„Demenz ist leider immer noch ein Stigma. Nur wenige Menschen sagen ihren Kindern: ‚Ich glaube ich werde dement, bitte begleitet mich zum Arzt‘. Viele Betroffene können ihre Demenz auch lange geheim halten und entwickeln eine ‚Fassade‘, um nicht aufzufallen. Wenn man zum Beispiel eine solche Person fragt, wie alt sie ist, folgt keine Antwort auf die Frage, sondern eine ausweichende Aussage, wie: ‚So etwas fragt man eine Dame aber nicht‘. Oder Antworten werden generell verweigert. Aber auch für Angehörige ist es schwer, das Thema beim Betroffenen anzusprechen – weil man ihn nicht stigmatisieren möchte und ihm nicht das Gefühl vermitteln will, in eine Schublade gesteckt‘ zu werden.“

Was kann man tun, wenn man eine Demenz bei einem Angehörigen vermutet?
„Suchen Sie zunächst das Gespräch, sprechen Sie die Vergesslichkeit an und bieten Sie an, gemeinsam den Hausarzt aufzusuchen. Dieser kann eine Einweisung schreiben und die Person stationär – zum Beispiel bei uns im Klinikum Vest – durchchecken lassen. In wenigen Tagen untersuchen wir die Patienten hier gemeinsam mit den Kollegen aus der Neurologie und Radiologie und kommen so schnell zu ei-ner Diagnose. Und wenn Ihr Angehöriger es ablehnt, sich untersuchen zu lassen, rufen Sie uns gerne an, wir finden gemeinsam eine Lösung.“

Gibt es Vorerkrankungen, die eine Demenz begünstigen?
„Besonders anfällig sind beispielsweise Parkinson-Patienten oder Menschen, die bereits einen Schlaganfall hatten. In manchen Fällen beginnt eine Demenz mit einer Depression. Die depressive Symptomatik schleicht sich relativ schnell aus und die Symptome der Alzheimer-Demenz treten ein.“

Was sind Ursachen einer Demenz?
„Häufige Ursachen der vaskulären Demenz sind Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum und ein allgemein ungesunder Lebensstil. Im Grunde kann man sagen: Alles was einen Herzinfarkt verursacht, kann auch einen Hirninfarkt verursachen – also den großen Schlaganfall oder kleine Hirnverkalkungen, die die Gehirnzellen absterben lassen und allmählich zur Demenz führen.“

Hat Demenz etwas mit dem ausgeübten Beruf zu tun?
„Nein, es ist erwiesenermaßen so, dass sowohl Menschen betroffen sind, die einer geistig sehr fordernden Arbeit nachgegangen sind, als auch Personen, die einen körperlich anstrengenden Job hatten oder weniger fordernden Tätigkeiten nachgegangen sind. Eine Demenzerkrankung trifft auch alle sozialen Schichten. Hier ist also kein Muster zu erkennen. Die Ausnahme ist, wie schon beschrieben, wenn Per-sonen viel mit Giftstoffen gearbeitet haben.“

Wie kann man einer Demenz vorbeugen?
„Eine gesunde Ernährung und Lebensweise, auch schon in jungen Jahren, beugt den Alterserkrankungen vor. Und ein aktives Leben im Alter ist präventiv. Viele ältere Menschen gehen in Rente und haben nicht mehr ihren geregelten Tagesablauf, es fehlt ihnen eine Tagesstruktur. Ich rate ihnen immer, sich Beschäftigungen zu suchen, wie ehrenamtliche Arbeit oder ähnliches, denn das hält auch den Geist fit.“


Kontakt:
Klinikum Vest
Klinik für Geriatrie und Geriatrische Früh-Rehabilitation, Zentrum für Altersmedizin - Geriatrische Tagesklinik
Dr. med. Ludger Springob
Tel.: 02365 90-1731
Fax: 02365 90-1739
E-Mail: geriatrie@klinikum-vest.de


Dr. med. Ludger Springob
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