Klinikum Vest beteiligt sich an der Weiterentwicklung des Vorhofohrschirmchen Verfahrens

Schlaganfallschutz ohne Blutverdünner

Klinikum Vest beteiligt sich an der Weiterentwicklung des Vorhofohrschirmchen Verfahrens

Blutverdünner beugen zuverlässig Schlaganfällen vor. Doch was tun, wenn Patienten die Medikamente nicht vertragen? Das Klinikum Vest hat jetzt als eines der wenigen Entwicklungszentren bundesweit ein noch recht junges Verfahren weiterentwickelt, das aus dieser Zwickmühle befreit.

Für Christel Treek startete das Jahr 2019 nahezu perfekt: „Mir geht es gut und ich werde immer schöner“, sagt die 82-jährige Waltroperin sichtlich zufrieden. Dabei hatte sie ihren Humor schon fast verloren. Mehr als ein halbes Jahr litt Treek an allergischen Reaktionen auf Blutverdünner. Ihre Haut war überall gerötet, porös, voller Pusteln, „als hätte sie überall schwere Verbrennungen“, sagt ihr Sohn heute. Der Grund: Christel Treek vertrug weder Marcumar noch andere neue orale Anti-Koagulationsmittel zur Blutverdünnung. Auf die aber ist sie eigentlich angewiesen, seit sie 1993 eine neue Hüfte bekam und dabei Herzrhythmusstörungen diagnostiziert wurden. Prophylaktisch musste Christel Treek seither Marcumar einnehmen, um einem Schlaganfall vorzubeugen.

Zur Erklärung: Ursache für das Schlaganfallrisiko ist häufig ein Blutgerinnsel im linken Vorhofohr, welches sich bei Patienten mit Vorhofflimmern entwickeln kann. Mittels Blutverdünnern lässt sich dieses Risiko minimieren, aber manchmal gibt es „Komplikationen, die uns in eine Zwickmühle bringen“, sagt Prof. Dr. Frank Weidemann, Chefarzt der Medizinischen Klinik I für Kardiologie, Gastroenterologie und Diabetologie im Klinikum Vest, Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen. Dazu gehören neben Medikamentenunverträglichkeiten, wie Christel Treek sie hat, auch fortgeschrittene Nierenschwächen sowie Blutungen. Unter Weidemann hat die Kardiologie nun als eine der wenigen Kliniken Deutschlands ein neues Verfahren weiterentwickelt, das einen „ebenbürtigen Schutz vor Schlaganfällen bietet“: Dazu wird ein Verschlusssystem im Vorhofohr, das sogenannte Vorhofohrschirmchen minimalinvasiv über die Leistenvenen implementiert.

Der Eingriff ist mittlerweile sehr sicher, dauert etwa eine halbe Stunde, und bereits am nächsten Tag können die Patienten das Klinikum wieder verlassen. Für Christel Treek war es das Non plus Ultra. Drei Monate lang wird die 82-Jährige nun noch mit Clopidogrel und Aspirin therapiert, dann steht eine Kontrolluntersuchung im Knappschaftskrankenhaus an. Zwar muss Treek das Aspirin wohl lebenslang weiter einnehmen, aber im Vergleich zu Marcumar sei das ein Klacks. Und das nicht nur, weil ihre Haut jetzt wieder strahlt: „Marcumar ist nichts anderes als verdünntes Rattengift und wer will das schon sein Leben lang einnehmen?“, stellt die 82-Jährige fest, „nur schade, dass das Verfahren noch nicht so bekannt ist.“ Tatsächlich musste Treek mehrere Krankenhausaufenthalte über sich ergehen lassen, um die Ursache für ihre überreizte Haut erfolgreich zu bekämpfen. So erfolgreich, dass sie sich heute „gut und immer schöner“ fühlt.

Nachgefragt bei Prof. Dr. Frank Weidemann, Chefarzt der Inneren Medizin I am Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen:


Wieso ist das Vorhofohrschirmchen-Verfahren so bedeutsam für das Klinikum Vest?

Wir versuchen, nicht wie viele andere Krankenhäuser noch mehr Herzkatheter zu machen, sondern uns eher zu spezialisieren. Hintergrund dafür ist auch, dass es immer mehr ältere Patienten gibt, die zunehmend mehr Herzrhythmusstörungen wie das Vorhofflimmern als gefährlicher Risikofaktor für den Schlaganfall entwickeln. Bei Blutverdünnungsunverträglichkeiten sind sie auf einen anderen ebenbürtigen Schutz angewiesen. Das Vorhofohrschirmchen, an dessen Weiterentwicklung wir beteiligt sind, bietet diesen Schutz und ist zudem langfristig oft auch die günstigere Methode, da die neuen Blutverdünner recht teuer sind. Leider ist es noch nicht sehr bekannt.

Wie funktioniert das Verfahren und inwiefern sind Sie an der Weiterentwicklung beteiligt?

In unserem Herzkatheterlabor legen wir über das venöse System in der Leiste eine Art Schleuse bis zum Herzen. Diese Röhre die sogenannte Schleuse, in der das Vorhofohrschirmchen steckt, wird über den rechten bis in den linken Vorhof in die richtige Position dem Vorhofohr geschoben. Beim zurückziehen der Schleuse setzt sich im Vorhofohr das Schirmchen quasi selbstständig frei und verankert sich im Vorhofohr. Das Ganze geschieht lediglich unter Schlafmittel-Einsatz. Wir benötigen dafür keine Vollnarkose und sind aufgrund unserer hohen Erfahrung - im letzten Halbjahr waren es 60 solcher Eingriffe, in diesem Jahr werden es geschätzt 120 bis 150 Eingriffe sein, - nach rund einer halben Stunde mit dem Verfahren fertig. Die Schleuse, mit der das Vorhofohrschirmchen transportiert wird, haben wir mit weiterentwickelt und implantieren mittlerweile in Ruhrgebiet die meisten Schirmchen. Deswegen dürfen wir uns auch „Entwicklungszentrum“ nennen.

Wie wird die Qualität dieses Verfahrens gesichert?

Dafür wurde 2014 das sogenannte prospektive LAARGE-Register (Left-Atrial-Appendage-Register Germany) eingerichtet. Deutschlandweit haben viele kardiologische Zentren, die mit den neuesten Materialien für die Implantation von Vorhofohrschirmchen arbeiten, ihre Ergebnisse in das Register eingespeist, um so die Qualität dieses Verfahrens zu dokumentieren. Die Ergebnisse werden dann bei internationalen Kongressen weltweit vorgestellt, so dass die Implantation für die Herzspezialisten immer einfacher und für die Patienten immer komplikationsärmer verläuft.

Wie kann man sich als Patient über das Verfahren informieren?

Im Internet gibt es mittlerweile sehr viele Informationen unter den Begriffen „Vorhofohrschirmchen“ oder „LAA-Okkluder“. Ansonsten haben wir am Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen auch immer mittwochs eine ambulante Sprechstunde für unsere Patienten eingerichtet.

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